Nachdem ich nun seit über zwei Jahren meine Bergwelt verlassen habe und am Rande des Ruhrpott's wohne, musste auf der Spiel 2016 auch das erste Ruhrpott-Spiel in den Einkaufswagen wandern: Glück Auf! - Das große Kartenspiel. Und auch wenn ich in den letzten beiden Jahren oftmals darüber gelacht habe, wie wichtig der BERGbau in diesem Flachland den war, war ich über die Bedeutung des Themas und auch über die Umsetzung in diesem Kartenspiel positiv überrascht. Vielleicht spielt dabei auch eine Rolle, dass ich von mehr oder weniger Bekannten nach meinem Einkauf gehört habe, dass das Spiel bei weitem nicht deren Erwartungen erfüllt hat. So hatte ich nur sehr geringe Erwartungen an das Kartenspiel, die aber bei weitem übertroffen wurden. So wird das Spiel auf jeden Fall noch öfter auf unserem Spieltisch wandern - vielleicht auch deswegen, weil es auch zu zweit richtig Spaß macht.
Spielaufbau:
Wie der Name schon sagt, handelt es sich um ein großes Kartenspiel mit insgesamt 244 Karten. Diese müssen im Spielaufbau erst einmal sortiert, gemischt und richtig angeordnet werden.
Im Prinzip handelt es sich um ein Worker-Placement-Spiel. So hat jeder Spieler 10 Arbeiterkarten mit unterschiedlicher Wertigkeit auf der Hand, die er im Spiel einsetzen kann um Aktionen durchzuführen. Die möglichen Aktionen werden durch die Kartenauslage bestimmt, die vor Spielbeginn aufgebaut werden muss. Die Kartenauslage beschreibe ich beim Spielablauf näher.
Ziel des Spiels:
Durch gute Planung und gutem Einsatz der eigenen Arbeiter gilt es am Ende so viele Siegpunkte wie möglich zu generieren. Der Spieler mit den meisten Siegpunkten gewinnt das Spiel.
Spielablauf:
Beginnend mit dem Startspieler darf jeder Spieler Arbeiter im Arbeiterbereich oberhalb oder unterhalb einer Karte der Kartenauslage platzieren, um deren Aktion ausführen zu dürfen. Dabei muss berücksichtigt werden, dass man immer mindestens einen Arbeiter mehr anlegen muss, als sich bereits bei einer Aktion befinden. Begonnen wird immer mit einem Arbeiter, der zweite Spieler der in einer Runde die gleiche Aktion ausführen möchte platziert zwei Arbeiter (entweder 2 1er-Karten oder 1 2er-Karte), der dritte platziert 3 Arbeiter und so weiter. Nach dem Ausführen der Aktion (welche ich weiter unten beschreibe) ist im Uhrzeigersinn der nächste Spieler an der Reihe.
In der Kartenauslage befinden sich:
- Lorenkarten: Mit Loren wird die Kohle aus dem Berg gefördert, um später in Waggons verladen zu werden. Nach Platzierung eines Arbeiters darf man sich die oberste Lorenkarte nehmen. Dabei muss man berücksichtigen, dass die Karten unterschiedliche Symbole haben, die später bei der Verladung in Waggons eine Rolle spielen. Zudem befinden sich auf manchen Karten eine Lore (welche dann auch Siegpunkte bringt), auf anderen sogar zwei Loren (die jedoch keine Siegpunkte bringen).
- Waggonkarten: Die geförderte Kohle aus dem Bergwerk wird mit Zügen zum jeweiligen Auftraggeber gebracht. Dafür muss man sich erstmals durch das Einsetzen von Arbeitern Waggons besorgen, welche je nach angegebenen Symbol auf dem Waggon auf drei verschiedene Schienen im eigenen Zugbereich gelegt werden können. Dabei muss man berücksichtigen, dass die Waggons nicht nur zu einem der zwei Symbole pro Gleis passen muss, sondern dass dieser Waggon später nur mit Kohle aus einer Lore mit einem übereinstimmenden Symbol beladen werden kann.
- Lokkarten: Legt man einen Arbeiter an eine Lokkarte, darf man sich die oberste Karte nehmen. Ein Zug ist erst vollständig, wenn eine Lokomotive angelegt wird. Dabei gibt es verschiedene Loks, die vor die eigenen Züge gestellt werden können. Schafft man es zwei oder drei gleiche Lokomotiven vor die eigene Züge zu spannen, kann man später gleich mehrere Aufträge gleichzeitig erfüllen.
- Auftragskarten: Nach Anlegen von Arbeitern darf man sich eine Auftragskarte auf die hand nehmen. Diese gibt an wie viele Siegpunkte man am Ende für den Auftrag bekommt, wie viele Loren voll Kohle der Zug mindestens geladen haben muss um den Auftrag zu erfüllen und wohin die Kohle transportiert werden wird. Für jeden Zug den man später abfahren lassen will, braucht man eine eigene Auftragskarte.
- Anteilskarten: Durch den Einsatz von Arbeitern darf man sich die oberste Anteilskarten nehmen und vor sich ablegen. Durch Anteile an den Auftragszielen kann man am Ende weitere Siegpunkte erhalten, wenn man den entsprechenden Kunden beliefert hat.
- Innovationskarten: Diese nimmt man nach Einsetzen von Arbeitern im Arbeiterbereich auf die Hand. Dann dürfen die Innovationskarten vor oder nach der Aktion durch Setzen von Arbeitern ausgespielt werden. So bekommt man Bonusaktionen, darf sich zum Beispiel einen Auftrag, eine Lore oder einen Waggon nehmen oder andere Aktionen ausführen.
- Geschäftszielkarten: Nach dem Einsatz von Arbeitern bekommt man die Geschäftszielkarten auf die Hand. Je besser man die eigenen Geschäftsziele am Ende des Spiels erfüllt hat, desto mehr Siegpunkte bekommt man.
- Aktioskarten: In diesem Bereich liegen 5 Aktionskarten. Bei drei von diesen darf man nach Anlegen von Arbeitern Kohle fördern, das bedeutet die vorderste Lore im eigenen Lorenbereich in einen Waggon verladen. Je nach ausgewählter Karte darf man 0 oder 1, 1 oder 2 bzw. 2 oder 3 Loren in die eigenen Waggons umladen. Passt die vorderste Lore nicht auf den Waggon (weil die Symbole nicht übereinstimmen), kann dieser mit einer Förderaktion auch in ein Zwischenlager transportiert werden. Es braucht jedoch noch eine Förderaktion um eine beliebige Lore aus dem Zwischenlager später in einen Waggon zu transportieren. Eine weitere Aktionskarte ermöglicht nach Platzierung von Arbeitern das "Ausliefern". Dafür braucht man nicht nur einen beladenen Zug mit Lokomotive sondern auch eine passende Auftragskarte. Diese wird dann vor den Zug gelegt (ggf. auch vor die Züge, wenn zwei oder drei gleiche Lokomotiven und zwei oder drei passende Auftragskarten vorhanden sind). Dann werden die gesamten Karten des Zuges und auch die Auftragskarte in einem Stapel auf den eigenen Auslieferungsstapel gelegt. Die dritte Aktionsmöglichkeit besteht in der "Freien Wahl" wodurch man durch Platzierung von ARbeitern die vier obersten Karten eines beliebigen Stapels in der Kartenauslage durchsuchen darf und sich eine Karte nehmen darf.
Es werden so lange im Uhrzeigersinn Arbeiter platziert und Aktionen ausgeführt bis alle Spieler gepasst haben, weil sie keinen Arbeiter mehr platzieren können oder wollen. Dann muss überprüft werden ob der Startspieler wechselt. Dazu liegen auf der Karte "Fördern 0/1" je nach gewünschter Spiellänge 5 bis 7 Rundenmarker. Wer als letztes Arbeiter unter diese Aktion gelegt hat darf sich einen Rundenmarker nehmen (generiert einen Siegpunkt) und wird nächster Startspieler.
Spielende und Endwertung:
Sind alle Rundenmarker von der Karte "Fördern 0/1" entfernt, wird das Spielende eingeläutet. Nun werden alle Loren-, Waggon- und Lokkarten, die noch keinem Auftrag zugeordnet wurden und unerfüllte Auftragskarten auf der Hand wieder in die Kartenauslage zurückgelegt. Aus dem Auslieferungsstapel werden alle Waggonkarten und Lorenkarten mit zwei Loren entfernt und in die Kartenauslage zurück gelegt. Die Anteilskarten in der eigenen Hand werden dann soweit möglich einzelnen Auftragskarten zugeordnet. Kann eine Anteilskarte nicht einer Auftragskarte zugeordnet werden, wird sie zurück in die Kartenauslage gelegt. Danach berechnet jeder Spieler seine Siegpunkte und notiert sie auf dem beiligenden Block.
Siegpunkte gibt es für:
- Lorenkarten (1 oder 2 Siegpunkte pro Karte)
- Auftragskarten (3, 5, 7 oder 10 Siegpunkte pro Karte)
- zugewiesene Anteilskarten (3 Siegpunkte pro Karte)
- Schichtmarker (2 Siegpunkt pro Marker)
- Siegpunkte aus Geschäftszielkarten (z.b. 2 Siegpunkte pro rote Lok, 2 Siegpunkte pro abgebildeten Bestimmungsort, 3 Siegpunkte pro 2 Schichtmarker, ...)
Es gewinnt wer die meisten Siegpunkte hat. Bei Gleichstand gewinnt der, der zuletzt einen Schichtmarker bekommen hat.
Mein Fazit:
Durch die ganzen Karten mag es anfangs so scheinen, als sei Glück Auf ein sehr komplexes Spiel. Man hat auch einige Möglichkeiten seine Arbeiter einzusetzen, aber die Möglichkeiten sind gut aufeinander aufbauend und sehr stimmig. Es passt einfach alles zu sammen, jede Aktionsmöglichkeit macht einfach Sinn, wenn man im Bergbau des Ruhrpott's aktiv sein will. Und so ist es insgesamt doch ein relativ einfaches Worker-Placement-Spiel das man sehr gut auch intuitiv spielen kann. Pegasus bezeichnet das Spiel als Kennerspiel - nach einer längeren Runde mit einigen Erklärungen würde ich es aber in den Einstiegsbereich der Kennerspiele einordnen.
Beim ersten Spiel hatten wir jedoch keine Möglichkeit nur irgendwie einen Überblick darüber zu haben, wie viele Siegpunkte man am Ende haben wird. Vielleicht ändert sich das mit der Zeit noch, aber ich glaube, dass wirklich erst mit der Endwertung der Sieger festgestellt werden kann. Während des Spiels hat man keine Ahnung ob man wohl mehr oder weniger Siegpunkte wie der Gegner sammeln wird, weil es doch viele verschiedene Möglichkeiten gibt an Siegpunkte zu kommen.
Insgesamt für mich ein stimmiges Gesamtspiel, welches wirklich ein großes Kartenspiel darstellt und bei uns auf jeden Fall noch oft auf dem Tisch landen wird.
Allgemeine Spieldaten:
Verlag: Pegasus Spiele / eggert spiele
Spieler: 2-4
Alter: 10+
Zeit: 50-80 (zu zweit ist man bereits nach wenigen Runden schneller)
Sabrina hat Glück Auf! - Das große Kartenspiel klassifiziert.
(ansehen)